Bodenschutz und Leerstand in Gratkorn
Erfreulicherweise wird der Frage, wie wir mit unserem Boden umgehen, immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet. In Österreich verbrauchen wir täglich mehr als 12 ha Boden. Im Türkis-Grünen Regierungsprogramm ist zwar das Ziel festgeschrieben, den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren, doch besteht derzeit keine Einigkeit, wie das erreicht werden soll. Viele Fachleute, u. a. von der Hagelversicherung und der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) weisen seit vielen Jahren auf das Thema hin, und auch in der Bevölkerung wächst das Bewusstsein für die Problematik. Die Kammer für Ziviltechniker:innen hat gar mit der Aussage aufhorchen lassen „Österreich ist fertig gebaut“.
Untrennbar mit dem Thema Bodenschutz verbunden ist die verstärkte Hinwendung zur Nutzung bereits bestehender Bausubstanz. Greenpeace hat kürzlich festgestellt, dass rund 230.000 Wohnungen in Österreich leer stehen. Auch in Gratkorn gibt es viel Leerstand. Neben Wohnungen sind das auch viele ungenutzte Gewerbeflächen, wie z.B. am AndreasLeykam-Platz, beim ehemaligen Konsum oder der ehemaligen Trafik Foggenberger. Die Gemeinde sollte hier zumindest eine Vermittlerrolle übernehmen und in einem ersten Schritt die aktuellen Leerstände erfassen! Erfreulicherweise wurde bereits 2022 die Einführung einer Leerstandsabgabe von 9 Euro pro Quadratmeter beschlossen.
Mit der letzten Novelle des Raumordnungsgesetzes wurde den Gemeinden die Möglichkeit eröffnet, auf unbebaute aber bereits länger als Bauland gewidmete Grundstücke eine Raumordnungsabgabe einzuheben. Auch darüber sollte in Gratkorn nachgedacht werden. Bereits bestehendes Bauland nutzen, statt ständig neues Bauland ausweisen sollte die Devise sein.
Die Arbeit am neuen Flächenwidmungsplan hat gezeigt, dass die Möglichkeiten zur Ausweisung von neuem Bauland ohnehin sehr limitiert sind. Es wird in Zukunft daher vermehrt darum gehen, den Bestand neu zu denken und neu zu nutzen.